Silberblatt - wandlungsfähiger Insektenmagnet

Violett blühende Blütenbüschel des Einjährigen Silberblattes mit seinen hellgrünen, grob gezahnten, herzförmigen Blättern. Bild K.D. Michaelis

Das Einjährige Silberblatt (Lunaria annua) wird auch Nachtviole, Garten-Mondviole, Garten-Silberblatt, Silbertaler oder Judas-Silberling genannt und ist genaugenommen eine zweijährige, krautige, winterharte Pflanze.

 

Allerdings bildet sie im ersten Jahr lediglich eine Blattrosette aus. Die Blüte erfolgt erst im darauffolgenden Frühjahr. Im Herbst erfolgt dann die Selbstaussaat, wodurch sich die Pflanze ganz von alleine einen neuen Platz im Garten sucht. Diese Form des Silberblattes stammt aus Südosteuropa und ist ursprünglich bei uns nicht heimisch, gilt aber auf dem Weg heimisch zu werden. Da es es um eine als nicht invasive Pflanzenart handelt, besteht auch keine Verdrängungsgefahr heimischer Arten.

  

Unterschiede Einjähriges Silberblatt / Ausdauerndes Silberblatt

Das Wilde Silberblatt / Ausdauernde Silberblatt (Lunaria rediviva) dageben ist die bei uns heimische, aber seltene Art des Silberblattes. Diese winterharte Staude wird etwas höher und kann bis zu 120 Zentimeter Höhe erreichen. Es gibt sie mit weiß, rosa oder violetten Blüten. Ihre Blütezeit ist im Mai und Juni. Sie blüht jedes Jahr erneut und unterscheidet sich auch durch ihren intensiveren Duft und ihre schmäleren und spitzer zulaufenden Samenschoten vom Einjährigen Silberblatt.

   

Welche Blütenfarbe hat das Einjährige Silberblatt?

Wie sehen die Blätter des Einjährigen Silberblatts aus?

Hellgrüne, grob gezahnte Blätter und violette Blüten des Einjährigen Silberblattes im Halbschatten großer Bäume mit sonnigen Reflektionen. Bild K.D. Michaelis

Das Einjährige Silberblatt erreicht eine Höhe zwischen 30 Zentimetern bis etwa 1 Meter - bei einer Breite von bis zu 40 Zentimetern.

Die Blütenfarbe des Silberblattes ist meist violett, es gibt aber auch Vertreter mit weißen Blüten.


Obwohl die Blüten tagsüber eher wenig duften, ziehen sie eine Vielzahl von Insekten, wie verschiedene Wildbienen und Schmetterlinge, magisch an. Darunter auch etliche Nachtfalter, da das Silberblatt besonders nachts einen angenehmen Duft verströmt. Das Ausdauernden Silberblatt besitzt einen deutlich intensiveren Duft.


Das Silberblatt bildet im Frühjahr große, hellgrüne, herzförmige Blätter aus, die einen grob gezackten Rand besitzen und bis zu 15 Zentimeter lang werden können.

  

 

Ist das Silberblatt eine Bienenweide / Insektenweide?

Hellgrüne, herzförmige Blätter und rosa-Violette Blüten des Silberblatts im Halbschatten mit einem nektarsaugenden Großen Wollschweber.  Bild K.D. Michaelis

Nimmt man sich ein wenig Zeit, so lassen sich Wildbienen (zu denen auch Hummeln gehören), Schwebfliegen und Schmetterlinge an den Blüten des Silberblatts beobachten.

So mögen beispielsweise die Schöterich-Mauerbiene (Osmia brevicornis) und die Zweifarbige Sandbiene (Andrena bicolor) den Pollen und Nektar des Silberblatts.
Außerdem gilt das Silberblatt als Nahrungspflanze für den Aurorafalter (Anthocharis cardamines). Wobei der adulte Falter den Nektar zu schätzen weiß und seine Raupen die Blätter des Silberblattes verspeisen.

Nektarwert und Pollenwert des Silberblatts?

Hellgrüne, herzförmige, grob gezahnte Blätter und rosa-violette Blüten des Silberblatts im Halbschatten mit einem nektartrinkenden Großen Wollschweber, der über der Blüte steht beim Trinken.  Bild K.D. Michaelis

Wie man auf dem obigen und diesem Bild gut sieht, besucht beispielsweise auch der Große Wollschweber gerne die rosa-violetten Blüten des Silberblattes, um sich seine Portion Nektar und Pollen abzuholen.

 

Nektarwert 2 / Pollenwert 2

 

Obwohl die Nektarwerte/Pollenwerte des Silberblatts vom reinen Zahlenwert her gar nicht so üppig erscheinen, ist diese Pflanze eine echte Bienenweide / Insektenweide.

  


Im Sommer treibt es das Silberblatt richtig bunt

Gelb-grüne, rotbraune und beige Samenschoten des Silberblatts

Gelb-grünliche und rotbraune Samenschoten des Silberblattes im Sommer. Bild K.D. Michaelis

Betrachtet man das etwa von Anfang April bis Ende Juni blühende Silberblatt im Hochsommer - als etwa ab Juli, so hat dieses nach der Bildung der großen, fast kreisrunden Samenschoten ein völlig anderes Aussehen und wirkt fast wie eine komplett andere Pflanze.

Die Samenhüllen des Silberblatts werden etwa 2 bis 5 Zentimeter im Durchmesser groß und haben eine kurze Spitze.

 

Bis auf eine grünliche Samenhülle, sind bereits alle anderen Samenschoten des Silberblatts bereits rotbraun gefärbt, ebenso wie die wenigen, noch vorhandenen Blätter. Bild K.D. Michaelis

Anfangs sind die oval geformten Samenhüllen gelb-grünlich, wie man im obigen Bild sehen kann.

 

Anschließend verfärben sich die Samenschoten des Silberblattes rötlich braun. Hier eine Aufnahme von Anfang Juli 2022. Wobei man auch jetzt schon erkennen kann, dass sich in einer einzelnen Samenschote des Silberblatts meist nur etwa 4 bis 8 Samenkörner befinden.

 

Außer den Samenschoten befinden sich nur noch einige, wenige, vertrocknete Blätter an der Pflanze, die jetzt eigentlich nur noch aus ihren Samen besteht.

 

 

Beige Samenhülsen des Siberblattes Anfang August aufgenommen. Noch komplett mit Außenhülle und Samenkörnern. Bild K.D. Michaelis

Diese Aufnahme stammt von Anfang August 2022 und wie man sehen kann, haben die Samenhülsen des Silberblattes ihre Farbe erneut verändert und sind jetzt beige.

 

Jetzt erinnern sie fast schon an die Farbgebung, der die Pflanze ihren Namen Silberblatt verdankt. Hier sind die Samenschoten jedoch noch komplett - also mit ihrer Außenhaut, aber schon recht hell.

 

Im Gegenlicht sieht man auch die darin beinhalteten Samenkörner schon recht deutlich. Wer eine unkontrollierte Verbreitung des Silberblattes verhindern möchte, sollte sich jetzt nicht mehr viel Zeit lassen, um die Samenstände abzuschneiden und zu entsorgen.

  


Selbstaussaat des Silberblatts

Seitenansicht der ausgereiften, beigen Samenhülse eines Silberblatts, wobei man hier die Dreiteilung in eine silbrige Mittelwand und zwei Außenhäute erkennen kann. Bild K.D. Michaelis

Möchte man die Selbstaussaat des Silberblattes verhindern, darf man die Samen nicht ausreifen lassen und muss sie vorher abschneiden. Dadurch bekommt man dann aber natürlich auch keine silbrigen Samenschoten zum Dekorieren.

 

Wie man in dieser Seitenansicht einer Samenhülse des Silberblatts sehen kann, besteht diese aus drei Teilen. Der silbrigen Mittelwand und links und rechts davon jeweils eine Außenhaut, die im Laufe des Reifungsprozesses ihre Farbe verändert, bis sie am Ende schließlich beige ist.

 

Beginnend am Stiel kann man die beiden Außenhäutchen im reifen Zustand leicht anheben und sie so auch zusammen mit den Samen entfernen. Eine andere Methode ist das sanfte seitliche Verschieben der Außenhüllen zwischen den Fingern gegeneinander. Im reifen Zustand lassen sie sich so auch recht gut von der mittleren, silbrigen Trennwand der Samenhülle separieren bzw. entfernen.


Hat das Silberblatt Stacheln/stachelige Härchen/Borsten?

Ja! Gartenhandschuhe und Gartenschere nicht vergessen!

Die Samenhülsen selbst kann man bedenkenlos anfassen, bei den Stielen des Silberblattes sollte man jedoch lieber etwas Vorsicht walten lassen.

 

Die verholzten Stiele des Silberblattes sind recht stabil und gar nicht so leicht abzubrechen, weshalb man sich hier mit einer Gartenschere und Gartenhandschuhen bewaffnet, deutlich leichter tut.

 

Zumal alle Stengel diese ganz feinen, sehr spitzen Härchen/Borsten besitzen, die im reifen Zustand ebenfalls relativ hart sind - fast wie richtige Stacheln. Sie bohren sich problemlos in die Haut und können dort dann auch abbrechen, selbst dann wenn man den Stiel ganz vorsichtig zu halten versucht. Da sie so fein sind, kann man sie auch nur schlecht mit der Pinsette greifen bzw. entfernen. Das ist zwar nicht wirklich schlimm, aber trotzdem etwas unangenehm, sobald man mit den Fingerspitzen etwas anderes berührt.

 

Die obige, 10-fach vergrößerte Aufnahme zeigt einen schon relativ kleinen Seitenstängel des Silberblattes, der selbst etwa 1 mm breit ist. Obwohl es sich hierbei um einen kleinen Nebenstiel handelt, besitzt selbst dieser immer noch diesen tollen, stacheligen Verteidigungsmechanismus. Also am besten mit gummierten Gartenhandschuhen und Gartenschere arbeiten, wenn man die Samenschoten des Silberblattes ernten oder entfernen will.

  

Dürfen die Samenstände des Silberblattes auf den Kompost?

Innenansicht der Außenhäute des Samenstandes des Silberblatts mit den braunen, fast kreisrunden Samen der Pfllanze. Bild K.D. Michaelis

So sehen die Außenhäute der Samenhülse von innen aus. Wie man sehen kann, haften hier noch die fast kreisrunden, braunen Samen des Silberblatts daran.

 

Die Abschnitte mit den Samenhülsen sollte man nicht kompostieren, da sich das Silberblatt ansonsten über diesen Weg erneut ungehindert und unkontrolliert im Garten ausbreitet.

  

Silbrig glänzende Fruchtstände des Silberblatts im Herbst und Winter

Damit die Samenkörner herabfallen und für die Vermehrung der Pflanze sorgen können, sprengt die Samenhülle ihre zuletzt beige Außenhaut schließlich ab. Übrig bleibt ein sehr zarter, silbrig schimmerender, fast durchsichtiger Samenstand - die eigentliche Innenseite der Samenschote, der die Pflanze ihren Namen Silberblatt verdankt.

 

Diese silbrigen Blätter schimmern immer wieder anders - je nach Lichteinfall - und verbleiben auch den Winter über am Stengel, wenn man sie nicht abschneidet. Weshalb sie auch im Garten einen tollen Blickfang darstellen.

 

Entfernt man die Samenstände und trocknet sie kopfüber an einem dunklen Ort, hat man anschließend ein beliebtes Utensil zum Binden von Trockenkränzen oder Trockengestecken.


Wo und wie wächst das Silberblatt am besten?

Nahaufnahme des besonders dekorativen, silbrig schimmernden Fruchtstandes des Silberblatts (ohne Samenkörner und Außenhüllen). Bild K.D. Michaelis

Das Silberblatt eignet sich gut, um es unter Bäume oder Sträucher zu pflanzen, da es sich an einem halbschattigen Standort ohne zuviel direkte Sonne am wohlsten fühlt.

 

Besonders direkte, pralle Mittagssonne schadet dieser eher zarten Pflanze, die deutlich besser gedeiht, wenn sie an ihrem Standort möglichst nur etwas Morgen- oder Abendsonne abbekommt und während der heißesten Stunden des Tages zum Beispiel von Sträuchern oder Bäumen beschattet wird.

 

Der Untergrund darf dabei gerne mäßig feucht bis feucht sein, da das Silberblatt ursprünglich in der Nähe von Gewässern beheimatet ist. Wobei man mittels einer leichten Mulchschicht zusätzlich dafür sorgen kann, dass die Erde nicht so schnell austrocknen kann. Längere Trockenheitsperioden verträgt das Silberblatt nicht.

 

Ein mittlerer Nährstoffgehalt ist dabei völlig ausreichend. Da das Silberblatt keine Staunässe verträgt, ist ein durchlässiger, humusreicher Boden perfekt für diesen insektenfreundlichen Verwandlungskünstler, der sich übrigens nicht nur im Garten, sondern auch im Kübel auf der Terrasse oder im Balkonkasten gut macht.


Da auch das Silberblatt nur einige Monate Nahrung für Insekten bereitstellen kann, braucht man zwangsweise noch andere insektenfreundliche Futterpflanzen, um seine geflügelten Besucher möglichst gut versorgen zu können.

 

Deshalb gibt es in meinem Bienen- und Honigbuch auch ein eigenes Kapitel zu diesem Thema, das neben vielen Pflanzenvorschlägen auch immer den jeweiligen Blühzeitraum und die wichtigsten Standortbedinungen für die Blütenpflanzen beinhaltet.


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