Die eigenen Geschichten selbst veröffentlichen

Wer nicht nur zum Spaß schreiben und seine Geschichten lieber selbst veröffentlichen will, um damit Geld zu verdienen, wird sehr schnell feststellen, dass damit auch ein nicht unerheblicher administrativer Aufwand verbunden ist, der leider meist deutlich weniger Spaß macht.

 

Anfangs braucht man zumindest eine Kleinunternehmeranmeldung nebst separater Steuernummer von seinem Finanzamt. Dies bedingt dann auch die entsprechende Buchhaltung nebst einer Einnahmen-/Überschussrechnung und einer eigenen Steuererklärung für die Autoren-Einnahmen. Das Führen eines Kassenbuchs ist keine Vorschrift, kann aber unter Umständen sinnvoll sein.

 

Außerdem braucht man natürlich genügend Geschichten, um überhaupt ein ganzes Buch zusammenzubekommen. Ist dies geschafft, stellt sich die Frage, ob man einen der großen Verlage davon überzeugen kann, dieses in deren Portfolio aufzunehmen. Das bedeutet meist erst einmal eine größere Recherche, welches Verlagsprogramm zu den eigenen Geschichten passt, wer dort der richtige Ansprechpartner ist und vor allem, ob man überhaupt ungefragt ein Manuskript einreichen kann bzw. falls ja, in welchem Layout bzw. in welcher Form (elektronisch oder in Papierform) dies geliefert werden muss. Oftmals muss man dabei mindestens mit 12 Wochen Wartezeit rechnen und meist bekommt man dabei auch gleich gesagt, dass auch keine Absage erfolgt, falls das eigene Buch nicht in Frage kommt. Hin und wieder bekommt man aber dann doch Antwort. So zum Beispiel am 19. September 2018 für eine Anfrage von mir vom 24. Januar - immerhin des gleichen Jahres ;-).

    

Verlage und so genannte Bezahlt-Verlage

Vorsicht ist bei Bezahlt-Verlagen geboten! Diese werben zwar vollmundig dafür, dass sie Bücher verlegen und stets auf der Suche nach neuen Autoren sind, allerdings ist es keine Seltenheit, dass man dafür dann beispielsweise 5.000,- Euro bezahlen soll. Wofür dieser Betrag bezahlt werden soll, ist unterschiedlich. Aber egal, ob es sich dabei und einen so genanten Druckkosten-Zuschuss bzw. eine Druckkosten-Beteiligung, Lektoriatskosten oder um angebliche Kosten für Webung handelt, tut Euch einen Gefallen und lasst die Finger von solchen Angeboten. Auch wenn ich natürlich nachvollziehen kann, dass es sich im ersten Moment toll anfühlt, wenn jemand angeblich ganz begeistert vom eigenen Manuskript ist.

 

Deshalb mein Tipp: Recherchiert erst einmal im Internet nach den infragekommenden Verlagen, bevor Ihr Euer Manuskript verschickt. Dazu muss das Verlagsprogramm vom Genre her zu Eurem Buch-Genre passen und ihr könnt so auch gleich googeln, ob es sich hierbei um einen Druckkosten-Zuschuss-Verlag bzw. einen Bezahlt-Verlag handelt oder nicht.

 

Die großen, seriösen Verlage vergüten Bücher mit Autoren- und Buchverträgen und verlangen kein Geld dafür.

 

Erfahrungsgemäß ist es jedoch sehr schwer, einen Vertrag bei einem großen, seriösen Verlag zu bekommen. Auch deshalb, weil viele kleinere Verlage inzwischen von den großen der Branche aufgekauft wurden und somit nur vom Firmennamen her eigenständig wirken. Weshalb dann das eigene Buch oftmals eben nicht auf einem Dutzend verschiedener Lektoren-Schreibtischen landet, sondern - mit Glück - vielleicht auf der Hälfte davon in doppelter Ausführung.

 

Folglich bleibt einem für sein Erstlingswerk meist nur eine reine eBook-Version bei einem kleineren Verlag. Hier sind die Verdienstmöglichkeiten jedoch wirklich super gering, da sie nur einen Bruchteil des eh schon sehr kleinen eBook-Preises betragen.

 

Auch wenn es - zumindest theoretisch - natürlich sein kann, dass sich das eigene eBook so gut verkauft, dass es später dann doch noch als Buch herausgegeben wird. In der Praxis dürfte das allerdings selten bis gar nicht vorkommen. Zum einen, weil normalerweise keine konkreten Verkaufszahlen angegeben werden, die für eine Buchveröffentlichung benötigt werden und zum anderen, weil man ja sowieso nicht kontrollieren kann, ob die - von welchem Verlag auch immer - gemeldeten Verkaufszahlen auch wirklich den tatsächlichen Verkäufen entsprechen.

 

Außerdem wird für eine eBook-Konvertierung auf Seiten des Verlages lediglich eine entsprechende Software benötigt. Ein Buchdruck müsste normalerweise extern in Auftrag gegeben werden, da die kleinen Verlage normalerweise keine eigene Druckerei besitzen. Dieses unternehmerische Risiko nebst der Kosten für den Buchdruck wird kaum ein kleiner Verlag auf sich nehmen. Zumal es sich hierbei oftmals um Autoren handelt, die durch das Verlegen von eBooks ein wenig zusätzlichen Umsatz erzielen möchten.

  

Selfpublishing von Büchern

Oder man sucht sich einen Selfpublishing-Verlag. Eine reine Publikation als eBook kann durchaus kostenlos sein. Meist wird man sich aber für die Möglichkeit entscheiden eBook und Buch zusammen in Auftrag zu geben. Zwar muss man hier auch etwas für den Buchsatz bezahlen, allerdings hält sich dies in einem überschaubaren Rahmen. Selfpublishing-Verlage sind keine Bezahltverlage.

 

TWENTYSIX  ist beispielsweise so ein Verlag. Ein eBook kostet derzeit nichts; eBook und Buch gibt es ab 39,- Euro. Mit Cover-Service und Beratungsgespräch für Facebook-Marketing sowie 10 Eigenexemplaren zahlt man im Augenblick für 199,-- Euro.

 

Ähnlich liegen die Preise bei BoD - Books on Demand, die jedoch günstiger sind (19,- Euro für eBook und Buch). Dafür bietet BoD aber auch nicht an, dass man von Verlagslektoren entdeckt oder für kostenlose Verlagsservices ausgewählt werden könnte. Inwieweit Ihr das selbst für wahrscheinlich haltet, überlasse ich Eurer Phantasie ;-)

Andere Services, wie z.B. ein Lektorat, könnt Ihr natürlich ebenfalls dort hinzubuchen. Preisbeispiel siehe oben.

 

Ein bisschen tricky kann auch das Erstellen der eigenen Buchdatei und des Covers zum Hochladen sein. Da die Buchformate in aller Regel nicht automatisch innerhalb der Druckerauswahl zur Verfügung stehen. Um das Word-Dokument in eine entsprechende PDF-Datei mit genau vorgegebener Pixel-Größe umwandeln zu können, muss oftmals erst ein entsprechendes Druckformat auf dem Rechner hinterlegt werden. Wer am PC einigermaßen fit ist, kriegt aber auch das geregelt.

 

Einen entscheidenden Nachteil haben Selfpublishing-Verlage allerdings, Eure Bücher werden dem Buchhandel zwar gemeldet, aber sie liegen danach NICHT in den Regalen der Buchläden, was ein entscheidender Wettbewerbsnachteil ist. Zwar kann man sie mit der ISBN-Nummer, Autor und Titel dort bestellen und dann natürlich auch im Buchladen abholen, aber dazu muss der Leser erst einmal wissen, dass es sie gibt! Das ist einfach nicht der Fall. Denn normalerweise kennt der potentielle Käufer noch nicht einmal Euren Autoren-Namen oder den Buch-Titel und kann folglich auch nicht danach suchen. Insofern entscheidet nicht der Inhalt des Buches darüber, ob es sich gut verkauft, sondern wieviel Werbung Ihr selbst dafür macht!

 

Im Online-Buchhandel sind sie natürlich zu finden, ob jedoch beispielsweise auch beim Marktführer Amazon, Thalia etc. ist von Verlag zu Verlag verschieden, ebenso wie die Margen, die Ihr für Eure Bücher bekommt.

 

Wer selber öfter Bücher verkaufen will (z.B. bei einer Lesung), der darf das als Autor zwar, aber nur in geringem Umfang. Der leider nicht genauer definiert ist. Sprich die Verkaufszahlen über den Verlag sollten deutlich über den eigenen Verkaufszahlen liegen. Anderenfalls braucht man eine zusätzliche Gewerbe-Anmeldung als Einzelhändler, wodurch z.B. auch ein entsprechender IHK-Jahresbeitrag zusätzlich fällig wird.

 

Dazu müsst Ihr Eure Bücher dann beim Selfpublishing-Verlag zu einem ermäßigten Preis bestellen und kaufen und könnt sie dann zum normalen Verkaufspreis an den geneigten Leser weiterverkaufen (Buchpreisbindung!).

 

Auch die Differenz zwischen EK und VK ist bei den einzelnen Verlagen unterschiedlich. Hinzukommen die Versandkosten, die Ihr neben den Staffelpreisen ebenfalls berücksichtigen solltet. Weshalb es manchmal Sinn macht, eine größere Menge von einem Buch zu bestellen. Allerdings müsst Ihr dies dann vorfinanzieren, ohne zu wissen, ob Ihr auch Bücher verkauft bei den Lesungen.

 

Damit dies klappen kann, solltet Ihr mit den Social Media Kanälen, wie z.B. Facebook, Instagram oder Twitter nicht auf Kriegsfuß stehen. Theoretisch wäre es sinnvoll, nicht nur einen solchen Kanal für sich zu nutzen. Praktisch funktioniert dies jedoch in aller Regel eher selten, da dies fast täglich nicht gerade wenig Zeit in Anspruch nimmt. Für diese Art von Werbung braucht man gute Bilder, einen ziemlich langen Atem - also viel Geduld und vor allem noch viel mehr Zeit! Deutlich mehr als für das Schreiben der Bücher selbst!

 

Auch eine eigene Webseite hilft bei der Werbung. Wer sie jedoch nicht selbst erstellen, täglich betreuen und pflegen kann, bindet sich auch hier (im Laufe der Zeit) wieder nicht unerhebliche, zusätzliche Kosten ans Bein. Es gibt relativ einfache Baukastensysteme bei unterschiedlichen Anbietern, mit denen man jedoch meist recht schnell an die gestalterischen Grenzen gerät. Wenn der von einem favorisierte Selfpublishing-Verlag keinen eigenen Buchshop hat, kann es wichtig sein, dass man auch einen Webshop bei seinem Provider finden kann. Dieser kostet jedoch in aller Regel ebenfalls monatlich eine bestimmte Gebühr. Ebenso wie einige andere Funktionaliäten, die man beispielsweise für das Einbinden von Widgets oder ähnlichem braucht. Diese sind in aller Regel erst ab einer deutlich kostenpflichtigeren Variante verfügbar. Die eigene Homepage für lau reicht normalerweise nur, wenn ihr einfach zum Spaß ein paar Bilder aus Eurer Freizeit ins Netz stellen wollt.

 

Wer mit einem (teilweise auch kostenlos zu erhaltenden) Grafikprogramm umgehen kann, sollte sich überlegen, auch Werbeflyer für seine Bücher zu erstellen, diese (natürlich ebenfalls gegen Gebühr) drucken zu lassen und entweder selbst zu verteilen oder verteilen zu lassen. Bei Erotik ist dies allerdings relativ schwierig, da nicht wenige Einzelhändler oder Geschäfte bzw. Läden ein Problem mit diesem Thema haben und man gerne eine Absage bekommt, wenn man solche Flyer dort auslegen möchte. Nichtsdestotrotz ist ebenfalls eine wichtige Werbemaßnahme, die allerdings leider auch viel Zeit beansprucht. Das macht aber natürlich nur dann Sinn, wenn die Geschäfte überhaupt geöffnet haben - was in Pandemie-Zeiten folglich eher hinfällig sein dürfte.

   

Selbstständiger Autor werden?

Um eines gleich vorwegzunehmen: Vom Bücherschreiben leben zu wollen, ist eine ziemlich aussichtslose Wunschvorstellung, die man sich besser schnell wieder abschminkt. Dafür gibt es jedes Jahr aufs Neue viel zu viele unbekannte, neue Autoren und nur eine Handvoll großer Verlage, von denen jeder nur ein paar Buchverträge pro Jahr abschließt und das - aus unternehmerischer Sicht durchaus nachzuvollziehen - in aller Regel nur mit deren eigenen Bestseller-Autoren. Mit unbekannten Autoren arbeiten die großen Verlage nur sehr selten zusammen, da ist dem Herrn Verleger in aller Regel das Risiko einfach zu groß. Dafür braucht man neben einem phantastischen Manuskript auch noch genau den richtigen Zeitpunkt für genau dieses Buchthema, die richtigen Ansprechpartner beim richtigen Verlag und extrem viel Glück... Fürchte ich.

 

Autor ist man aber natürlich auch dann, wenn man lediglich ein Buch geschrieben und dieses beispielsweise per Selfpublishing verlegt hat - auch wenn es aus Kostengründen nur als eBook erschienen sein sollte. Ich kann verstehen, wenn man es vielleicht trotzdem sehr viel lieber als gedrucktes Werk in den eigenen Händen halten will - dann würde ich Euch BoD Classic für derzeit 19,-- Euro empfehlen. Je nach Verkaufspreis Eures Buches (den Ihr selbst festlegen könnt), kommen dann noch etwa 5 bis 10 Euro dazu, wenn Ihr Euch ein Exemplar als Buch inkl. Versandkosten zuschicken lassen wollt. Dies sind überschaubare und auch nachvollziehbare Kosten, die man dafür durchaus investieren kann, wenn einem dies wichtig ist. Dies hat nichts mit den Abzock-Methoden der Bezahlt-Verlage zu tun, deren Konditionen oftmals erst beim Blick in den Vertrag bzw. ins Kleingedruckte ersichtlich sind.

 

Falls Ihr jedoch tatsächlich Fulltime als Buchautor arbeiten möchtet, braucht Ihr in Deutschland natürlich eine Krankenversicherung, die möglichst günstig sein muss, da man als unbekannter Autor normalerweise nur ein sehr, sehr geringes Einkommen hat, das zudem nicht fix jeden Monat zur Verfügung steht und dessen Höhe komplett unplanbar ist. Als Beispiel BoD rechnet Eure Verkäufe vierteljährlich ab, etliche kleinere Verlage sogar nur halbjährlich. Dazu kommt noch, dass Verkäufe via Amazon sowieso grundsätzlich oftmals erst Wochen später vom Verlag tatsächlich als verkauft gebucht werden - wegen der Sonderkonditionen von Amazon... Bei einigen Verlagen gibt es teilweise auch Auszahlungsgrenzen. Will meinen, wenn Euer Verdienst beispielsweise geringer als 25 Euro ist, was meist der Fall sein dürfte, wird er solange kumuliert, bis er diesen Betrag überschreitet. Das bedeutet mindestens ein Vierteljahr, manchmal auch ein halbes oder ganzes Jahr später.

 

Damit kommen wir zu meinem 'Lieblings-Thema' der KSK - die Künstlersozialkasse. Auch wenn Autoren ganz offiziell zu deren Versicherungsgruppe zählen, ist es trotzdem alles andere als einfach, dort aufgenommen zu werden, um nicht ein paar hundert Euro Krankenkasse pro Monat als selbstständiger Autor bezahlen zu müssen. Da es eine ganze Liste von möglichen Ausschlusskriterien gibt. Mich hat dies über ein Jahr gekostet - inkl. einem Widerspruch beim Sozialgericht. Wieviele Stunden und Tage ich damit zugebracht habe, will ich lieber nicht zusammenzählen... Das nicht nur ich damit 'viel Spaß' hatte, könnt Ihr mit einer kleinen Internet-Recherche ganz leicht feststellen.

 

Ich will Euch nicht demotivieren. Obwohl ich mir nicht sicher bin, dass - wenn ich dies alles von Anfang an gewusst hätte - ich mich dann überhaupt noch entschieden hätte, diesen Weg als selbstständige Autorin zu gehen. Es geht mir lediglich darum, Euch einen groben Überblick darüber zu geben, was einen da so erwartet, was nicht im geringsten etwas mit unserem Hobby Schreiben zu tun hat.