Falsche Verkaufszahlen für Bücher beim Selfpublishing?

Schwarz-Weiß-Abbildungen anstatt farbiger Darstellung? oder

Die Abzocke mit dem internationalen Vertrieb

Wie jeder Autor habe natürlich auch ich das Problem, dass ich die vom Verlag gemeldeten Verkaufszahlen nicht kontrollieren kann. Allerdings wurde ich misstrauisch, als ich gleich von mehreren Lesern Feedbacks zu meinem letzten Buch bekommen habe, die ich bei den online gemeldeten Verkäufen meines Verlages nicht finden konnte.


Da ich auf meine E-Mail auch Tage später noch keine Antwort bekommen hatte, habe ich natürlich angerufen.
Alle 3 mir bekannten Käufe, für die ich meine deutschen Leser natürlich erst einmal um einen Screenshot der Rechnung bitten musste, waren Bücher, die bei Amazon bestellt und in Euro bezahlt worden waren. Wobei diese von Juli bis September 2019 reichten. Zwei Bücher waren jeweils von unterschiedlichen Personen am 15.07. bzw. 29.07. und eines von einem dritten Kunden am 09.09.2019 gekauft worden.


In meiner Online-Abrechnung fanden sich jedoch nur

  • 2 Bücher in Euro vom 11.07. und
  • 7 Bücher in USD vom 31.07.2019.

Insofern gab es keine einzige Meldung für die 3 Bücher in Euro, die ja alle deutlich nach dem 11.07. gekauft worden waren.

3 Screenshots der deutschen Käufer:

Eigener Screenshot (K.D. Michaelis) der Online-Meldung der Buchverkäufe vom 30.06. - 21.09.2019 von Band 6

Screenshot der online gemeldeten Buchverkäufe Band 6 vom 21.09.2019

Das wurde am Telefon damit erklärt, dass es manchmal vorkommt, dass Amazon einen "falschen" Vertriebsweg beschreitet und über den internationalen Vertrieb Bücher in USD beim Verlag bestellt und diese dann an deutsche Besteller ausliefert, was natürlich dann in Euro abgerechnet wird. Wobei dies generell auch umgekehrt der Fall sein kann.

 

Das wäre prinzipiell ja egal - von der Nichtnachvollziehbarkeit für den Autor einmal abgesehen -,
wenn - ja wenn - es sich dabei um exakt die gleichen Bücher handeln würde. Was jedoch nicht der Fall ist.


Prüfkriterien für den internationalen Vertrieb

Um prüfen zu können, ob meine Käufer eine internationale Version erhalten haben, wurden mir am Telefon zwei Unterschiede als Erkennungsmerkmal genannt. Auf der letzten Seite des Buches ist ein Vermerk zum internationalen Vertrieb zu finden und evtl. Farbabbildungen im Buch sind beim internationalen Vertrieb nur schwarz/weiß.


Also blieb mir folglich nur die Möglichkeit, die Leser nicht nur um den bereits vorhandenen Screenshot der Rechnung zu bitten, sondern sie nochmals zu kontaktieren und auch noch darum zu bitten zu kontrollieren, ob es den Vermerk auf der letzten Buchseite gab und ob die Farbseiten tatsächlich farbig waren und mir auch davon jeweils Screenshots zu schicken.


Dazu sollte man schon ein freundschaftliches Verhältnis zu seinen Lesern haben, wenn man sie um so viel Mithilfe und Arbeit bittet... - anders ist jedoch ein Nachweis gegenüber dem Verlag nicht machbar.


Bei meinen Recherchen mit Hilfe von Lesern und anderen Autoren bin ich jedoch noch auf weitere Kriterien gestoßen, so dass sich die Unterschiede des angloamerikanischen Standard-Druckes auf mindestens 4 zu erhöhen scheinen:

  1. Für den Leser am Einfachsten festzustellen: Auf der letzten Innenseite des Buches ist ein Vermerk bezüglich des anderen Herstellungsortes zu finden („Printed in the USA“).
    Im Original ist diese Seite ohne jeden Herstellungsvermerk und deshalb normalerweise leer.
  2. Die im Original farbigen Abbildungen (sofern welche vorhanden sind), werden nur in Graustufen abgebildet, da es sich ja nur um einen Schwarz-Weiß-Druck handelt.
  3. Das ursprüngliche Buchformat (von z.B. 12 x 19 cm) vergrößert sich auf beispielsweise 13 x 20,4 cm.
  4. Der haptische und optische Eindruck, dass das Papier von minderer Qualität und deutlich grauer ist, bestätigt sich auch auf der Waage. Da der amerikanische Druck um einiges größer ausfällt - als das Original - müsste das gleiche Buch bei gleicher Papierqualität deutlich schwerer sein. Unsere Stichproben haben jedoch genau das Gegenteil davon ergeben. Obwohl um einiges größer, ist der amerikanische Druck trotzdem leichter, weshalb es sich hierbei nicht um die eigentlich in Auftrag gegebene weiße 90-Gramm-Qualität handeln kann, die aber trotzdem - genau wie der nicht vorhandene Farbdruck - dem Autor in Form der gleichbleibenden Druckkosten vom Verdienst abgezogen und somit in Rechnung gestellt wird.
Unterschiedliche Buchgröße des angloamerikanischen Druckformats im Vergleich zum deutschen Originaldruck

Mitteilung eines Käufers bezüglich der anderen Buchgröße des angloamerikanischen Drucks.

Eine Freigabe dieses Screenshots vom Kunden liegt vor - ebenso wie für alle anderen Kundenbilder dieses Artikels.

Da von meinen eigenen Bestellungen für meine Lesungen noch 7 farbige Original-Exemplare übrig sind, habe ich alle 7 Stück gewogen und alle wiegen entweder 130 oder 131 Gramm - genau wie auf dem ersten Bild zu sehen, welches von mir aufgenommen wurde und ein farbiges Original-Exemplar von mir (K.D. Michaelis) zeigt.
Das mittlere und das rechte Bild zeigen die größere, angloamerikanische Druckversion eines Kunden von mir, die trotz des größeren Formats leichter ist.


Eine tatsächliche Prüfung der Buchverkaufszahlen ist nicht möglich

Zwei der bei Amazon gekauften Bücher wiesen diese beiden Kennzeichen (Hinweis auf der letzten Buchinnenseite sowie sw-Drucke) auf, weshalb sie dann vermutlich Bestandteil der mir gemeldeten Verkaufsaufstellung waren, wenngleich auch bei den USD-Umsätzen, wo ich sie verständlicherweise vorher nicht vermutet hatte. Zumindest nehme ich das an.


Inzwischen habe ich auch eine schriftliche Stellungnahme dazu von BoD erhalten:

"Sie haben für Ihren Titel zusätzlich den Vertrieb im englischsprachigen Raum (USA, Kanada, Großbritannien, Australien) gebucht. Im Rahmen des internationalen Vertriebs übernehmen wir für Sie die Konvertierung Ihres Titels in angloamerikanische Standards hinsichtlich Format und Ausstattung. Diese angloamerikanische Version Ihres Titels wird im englischsprachigen Raum, u. a. auch auf amazon.com, angeboten. Amazon behält sich allerdings vor, die Bestellung Ihres Titels abhängig von firmeninternen Abläufen vorzunehmen, was in seltenen Fällen dazu führen kann, dass die angloamerikanische Version Ihres Titels auch im Europäischen Markt angeboten wird, wie umgekehrt auch die europäische Version im Amerikanischen Markt. Die internen Bestellwege von Amazon sind für Händler und Verlage leider nicht kontrollierbar."

Auf eine Erläuterung, was man sich unter den angloamerikanischen Standards genau vorzustellen hat, wird bei der schriftlichen Antwort - erwartungsgemäß - leider verzichtet. Allerdings beweisen die Screenshots meiner Leser die Richtigkeit der - von mir dazu zitierten - telefonischen Auskünfte. Da zwei der drei mir bekannten deutschen Kunden ein in USA gedrucktes Buch bekommen haben, das keinerlei Farbabbildungen enthielt und über den speziellen Vermerk auf der letzten Buchseite verfügt - so wie mir dies - wenigstens telefonisch - auch mitgeteilt worden war.

Kunden-Bilder von Band 6 mit den S/W-Bildern und dem Vermerk auf der letzten Buchseite

Beim Bestellvorgang und auch in den Verträgen hatte ich hierzu keine detaillierten Informationen finden können. Inzwischen habe ich jedoch eine Seite bei meinem Verlag gefunden, die sich mit dem internationalen Vertrieb beschäftigt und die zumindest online darauf hinweist, dass es bei einem solchen im Buchinneren keine farbigen Abbildungen gibt und sich auch die Größe des Buches ändern kann.

Screenshot der BoD-Webseite mit der Erklärung des internationalen Vertriebs

Eigener Screenshot (K.D. Michaelis) der BoD-Seite zum internationalen Vertrieb

Allerdings geht man als Autor - selbst mit dieser Information - realistischer Weise nicht davon aus, dass dieser Fall allzu oft eintreten wird, da die dortigen Leser einen selbst und die verlegten Bücher ja erst recht nicht kennen.

 

Dass es sich bei diesen internationalen Umsätzen jedoch offenbar eher selten um wirkliche Käufer, sondern vermutlich meist lediglich um internationale Bestellungen von Amazon handelt, die dann - zumindest teilweise - an deutsche Kunden ausgeliefert werden, auf die Idee kommt von alleine vermutlich niemand. Ebenso wenig darauf, dass man dabei als Autor über die gleichbleibenden Druckkosten zwar immer eine gute Qualität in Rechnung gestellt bekommt, diese jedoch in solchen Fällen gar nicht vorhanden ist und selbst bei einem deutschen Kunden dann plötzlich minderwertige Druckerzeugnisse ankommen, die völlig anders aussehen, als man sie in Auftrag gegeben hat.

Der dritte gemeldete Verkauf ist gar nicht nachvollziehbar

Dies habe ich natürlich auch an BoD per E-Mail weitergeleitet, da der Kunde dieses Buch zwar Anfang September über Amazon gekauft hatte, aber keinen internationalen Druck bekommen hat, sondern einen mit Farbabbildungen. Da ich auch nach Tagen keine schriftliche Antwort auf meine Anfrage erhalten habe, blieb mal wieder nur die telefonische Rückfrage. Die schriftliche Stellungnahme kam dann ein paar Stunden später. Als Erklärung hierfür gab es lediglich die Aussage, dass es sich dabei entweder um Lagerware (Rücksendung eines anderen Kunden) oder um einen Bezug seitens Amazons über den Großhandel handeln könne, beides jedoch für BoD nicht nachvollziehbar sei. Da BoD nach deren Aussage lediglich zwei Bücher selbst farbig gedruckt hat, die mir am 11.07. als verkauft gemeldet wurden, müsste dieses farbige Exemplar ja eines von diesen beiden sein, da die 7 internationalen ja schwarz/weiß sind. Geliefert wurden diese beiden Exemplare lt. telefonischer Auskunft an Libri. Meine telefonische Nachfrage bei Libri ergab jedoch leider nur, dass man über den Verbleib dieser beiden bezogenen Bücher leider keine Auskunft erteilen dürfe und die BoD-Lieferungen für Libri nicht 100 %-ig nachvollziehbar seien. Dabei ist BoD doch eine Tochterfirma von Libri.

Wobei es grundsätzlich möglich zu sein scheint, dass Amazon dieses Buch mit samt seinen farbigen Abbildungen über Libri bezogen hat.

 

Allerdings ist das mehr als seltsam, denn dann müsste diese farbige Bestellung aus der Lieferung vom 11.07. an Libri stammen. Wobei Amazon ja offenbar selbst 7 Stück am 31.07. in schwarz-weiß bestellt hat.
Da bei Amazon immer noch 3 Stück auf Lager zu sein scheinen und auch die beiden anderen Kunden im Juli bereits Schwarz-Weiß-Versionen bekommen haben, müsste Amazon sich schon mit seinem Lagerbestand vertan haben, wenn sie Anfang September eine farbige Version über den Großhandel zusätzlich bestellt und an den dritten Kunden ausgeliefert hätten, obwohl sie sogar am 30. September noch 3 Stück auf Lager hatten, wovon maximal nur noch eines farbig sein kann, da davon ja insgesamt nur 2 Stück von BoD für den Handel gedruckt wurden und eines davon ja schon mein 3. Kunde hat.

Buch: So sexy ist SAP! Band 6 von K.D. Michaelis bei Amazon

Eigener Screenshot (K.D. Michaelis) der Amazon-Seite zum Buch vom 30.09.2019 mit dem angegebenen Restbestand von 3 Büchern.


Prüfung durch unabhängige Wirtschaftsprüfer

BoD und andere Selfpublishing-Verlage verweisen im Zusammenhang mit den an Autor gemeldeten Verkaufszahlen der Bücher und eBooks auch gerne auf die Prüfung durch einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer. Auch wenn ich davon ausgehe, dass dies bei meinem Verlag vermutlich tatsächlich der Fall ist und dabei keinerlei Beanstandungen aufgetreten sind, so ist es doch so, dass ich weder die Beauftragung, noch die Ergebnisse einer solchen Prüfung wirklich nachvollziehen kann.


Zudem kann auch ein Wirtschaftsprüfer nur die Bücher von BoD und deren eigene Druckerzeugnisse prüfen und maximal noch eine Plausibilitätsprüfung machen, ob die zusätzlich vom amerikanischen Verlag an BoD abgerechneten Druckexemplare auch der Stückzahl entsprechen, die von BoD an den jeweiligen Autor abgerechnet wurden. Da er jedoch keine Einsicht in die Bücher des amerikanischen Verlages hat, denn zur Prüfung dieser hat er ja auch keinen Auftrag, kann auch der Wirtschaftsprüfer m.E. nach nicht sicherstellen, wie hoch die insgesamt gedruckte Bücherzahl von BoD und dem amerikanischen Verlag zusammen ist und ob diese in gleicher Höhe an den Autor abgerechnet wurden.


Ob die in anderen Fremdwährungen (der internationale Vertrieb gilt ja nicht nur für die Vereinigten Staaten, sondern auch für Kanada, Australien und Großbritannien) abgerechneten Bücher ebenfalls von dem amerikanischen Verlag produziert wurden, lässt sich für mich bislang nicht nachvollziehen, da ich von den Käufern dieser Bücher keine Rückmeldungen besitze und damit auch keine Screenshots der letzten Buchseite - mit der entsprechenden Mini-Information zum Verlag.


Allerdings findet sich in den Verträgen von BoD auch wenigstens KEIN solcher Hinweis, den ich in dem Mustervertrag eines anderen Selfpublishing-Verlags bereits gelesen haben und der mein grundsätzliches Vertrauen - zumindest diesem anderen Verlag gegenüber - nicht gerade gefördert haben. Weshalb Zweifel an der Wirksamkeit dieser Art von Prüfung durchaus angebracht erscheinen.

Screenshot eines Mustervertrages mit einem anderen Selfpublishing-Verlag bezüglich Wirtschaftsprüfern

Eigener Screenshot (K.D. Michaelis) eines Mustervertrages eines anderen Selfpublishing-Verlages
bezüglich der Möglichkeit der Abrechnungs-Überprüfung durch einen Wirtschaftsprüfer oder einen vereidigten Buchprüfer


Schlechte Nachricht für den Autor und seine Buchmarge

Die Marge für den Autor ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Verkaufspreis und den Herstellkosten für das Buch, bei denen es einen nicht unerheblichen Unterschied macht, ob und wie viele Farbseiten das eigene Buch hat. Dieser kann - je nach Verlag - bei 9 Seiten mit Farbabbildungen schon mal knapp einen Euro pro Buch betragen. Bei den geringen Autorenmargen ist das eine Menge Geld, die da pro Buch verlorengeht. Da die Marge im Buchvertrag festgeschrieben ist, bleibt sie immer gleich, egal, ob es sich dabei um einen nationalen Vertrieb mit Farbdruck oder um einen internationalen Druck (ohne Farbseiten) handelt.


Natürlich ist auch in den USA ein reiner Schwarz-Weiß-Druck um einiges günstiger, als ein farbiger Druck.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.


Fakt ist jedoch, dass beim Autor keine höhere Marge ankommt, obwohl der s/w-Druck billiger ist. Diesem wird sozusagen der Druck inkl. Farbseiten von seinem Verdienst abgezogen, obwohl es einen solchen in diesen Fällen gar nicht gibt. Das dies oftmals die Mehrheit aller verkauften Bücher betrifft, muss ich wohl nicht extra betonen, denn den meisten Autoren dürfte bekannt sein, dass Bücher im Selfpublishing am häufigsten über Amazon verkauft werden.


Da ‚change it or love it‘ ausfallen, bleibt nur ‚leave it


Ob der Selfpublishing-Verlag und Amazon dadurch eine Kostenersparnis haben oder nicht, kann ich letztendlich nicht belegen, da weder der genaue amerikanische Verlag, noch dessen exakte Druckkosten bzw. die Verträge zwischen diesen beiden Geschäftspartnern für mich nachvollziehbar sind und es mir letztendlich auch relativ egal ist, da ich auf diese Umstände sowieso keinerlei Einfluss nehmen kann.


Was mir allerdings nicht egal ist, ist die Tatsache, dass ein Teil der ausgelieferten Bücher weder in Größe, noch in Ausstattung dem entsprechen, was ich beauftragt habe und was ich letztendlich - über die mir in Abzug gebrachten, teureren Farbdruck- und Papierkosten - auch bezahlen muss und zwar selbst dann,  wenn es sich dabei um günstigere Schwarz-Weiß-Drucke auf dünnerem Papier handelt. Zumal ich auch keinen Einfluss darauf habe, wie viele meiner Bücher davon jeweils betroffen sind. Von den Ungereimtheiten und der für den Autor unmöglichen Prüfbarkeit bei den Bücher-Verkaufszahlen einmal ganz abgesehen.


Die beim Druck auf der letzten Buchinnenseite angegebene URL für den amerikanischen Verlag ist übrigens gar keine wirkliche Webseite einer Firma, sondern eigentlich nur ein Bild. Wobei die angegebene E-Mail-Adresse für weitere Infos zumindest einen Zusammenhang mit einer Firma namens Ingram nahelegt.

Eigener Screenshot (K.D. Michaelis) der angegebenen Internetadresse:

Screenshot der Webseite www.icgtesting.com

Wieso war mir das zuvor nicht aufgefallen?

Ganz einfach, dazu müssen eine ganze Reihe glücklicher Zufälle zusammenkommen, die auch noch zeitlich genau zum richtigen Zeitpunkt zusammentreffen müssen.

  1. Es müssen sich zufällig gleich mehrere Leser - relativ zeitgleich - freiwillig dazu entschließen, ein Feedback zu einem Buch an einen direkt zu senden, damit man überhaupt weiß, dass diese Verkäufe stattgefunden haben. Dann muss man diese Käufe mehrmals online prüfen, um zu sehen, ob sie nicht doch irgendwann in der Online-Statistik auftauchen und dann die Leser um einen Screenshot des Kaufs bitten, aus dem hervorgeht, ob es sich um ein eBook oder ein Buch handelt und in welcher Währung es wo gekauft wurde. Das funktioniert normalerweise nur, wenn es sich dabei um Freunde oder Bekannte handelt, nicht jedoch bei unbekannten Lesern!
  2. Hierbei ist der Zeitpunkt dieser Info extrem wichtig. Denn im Online-Tool kann man bei den „Offenen Umsätzen“ sehen, an welchem Tag ein Umsatz (der letzten 3 Monate) stattgefunden hat. Den jeweiligen Vertriebskanal sieht man dort jedoch leider nicht, ebenso wenig wie bei den früheren „Abgerechneten Umsätzen“ des Tools. Weshalb man sich hier telefonisch um nähere Auskünfte bemühen muss, um den Distributor herausfinden zu können und es darf während dieses Zeitraumes auch keine anderen, unbekannten Käufe des gleichen Buches oder eBooks bei diesem Händler geben, da diese dann von den gemeldeten nicht unterscheidbar wären, da die genauen Käuferdaten ja - aus Datenschutzgründen - sowieso nie genannt werden.
  3. Die Papierabrechnung für Bücher gibt zwar Rechnungsdaten an, aber ebenfalls keine Auskunft darüber, über welchen anderen Absatzkanal (außer dem BoD Shop) die Bücher verkauft wurden, wodurch auch hier Überschneidungen mit mir unbekannten Käufern bei einem Abrechnungszeitraum von 3 Monaten nicht ausgeschlossen werden können.
  4. Auf der Papierabrechnung für eBooks sieht man den Absatzkanal und die Menge zwar, aber ohne ein dazugehöriges Verkaufsdatum, weshalb eine Überschneidung mit anderen, unbekannten Käufern nicht ausgeschlossen werden kann, da hier alle Umsätze von 3 Monaten zusammengefasst sind. Wie genau die nur online sichtbaren Rechnungsdaten sind, ist ebenfalls nicht einschätzbar.
  5. Weshalb es anhand der Papierabrechnungen nicht möglich ist, den einzelnen vom Leser gemeldeten Kauf auch wirklich einer Rechnungsposition zuzuordnen, auch wenn man vermutlich davon ausgehen kann, dass die kleinsten Margen bzw. die gesonderten Fremdwährungsabrechnungen über Amazon gelaufen sind.
  6. Eine Beweiskette kann man so nicht führen.  Auch wenn - wie in diesem Fall - Kaufmeldungen von Käufern gleich in mehrfacher Form auftreten, die noch in der Online-Übersicht angezeigt werden sollten, sich aber einfach in der richtigen Währung nicht finden lassen, obwohl sie teilweise schon Monate her waren. Allerdings hilft einem das überhaupt nichts, da man sowohl vom Verlag, als auch vom Distributor nur mit Hinweisen darauf abgespeist wird, dass man nicht nachvollziehen kann, woher der Händler das gelieferte Buch hat bzw. darüber keine Auskünfte geben darf - selbst wenn die gemeldeten Verkäufe des Verlags nicht zu den Kundenrückmeldungen zu passen scheinen. Da es einem so schlicht und ergreifend unmöglich gemacht wird, die Käuferrückmeldungen einer Rechnungsposition zuzuordnen.
  7. Die einzige Möglichkeit einen Nachweis gegenüber dem Verlag zu erbringen ist, dass der Autor mehr freiwillige Kundenrückmeldungen über die jeweiligen Käufe im Handel erhält, um diese mit der Gesamtanzahl an gemeldeten Verkäufen vergleichen zu können. Und selbst dann müsste noch jeder einzelne Käufer bestätigen, dass er das Buch auch behalten und nicht zurückgeschickt hat, um auszuschließen, dass Rückläufer vom Buchhandel oder vom Endkunden an den Großhandel an einen weiteren Kunden erneut verkauft wurden. Das ist schlichtweg unmöglich.
    Einmal davon abgesehen, dass es beim Print-on-Demand-Verfahren, wie der Name ja schon sagt, generell eigentlich so gut wie keine Rückläufer gibt, da der Druck nur ausgelöst wird, wenn einen Kundenbestellung vorliegt.
    Stammt diese von einem Buchhändler, dann bestellt er auch nur dieses eine Exemplar für genau den einen Kunden, denn Selfpublishing-Bücher sind bei fast allen Buchhändlern von der Lagerhaltung ganz generell ausgeschlossen. Auf Vorrat werden dort nur Bücher von ganz normalen Verlagen bestellt, so gut wie nie jedoch von einem Selfpublishing-Distributor. Das trifft auch für die allermeisten Großhändler bzw. großen Online-Händler (mit Ausnahme von Amazon) zu. Dies ist schließlich auch der Grund dafür, warum kein Kunde zufällig auf unsere Bücher aufmerksam werden kann, weil sie nirgends im Regal liegen.
  8. Hierfür auf eigene Kosten einen Buch- oder Wirtschaftsprüfer zu beauftragen, dürfte für die meisten Autoren, die mit Selfpublishing-Verlagen zusammenarbeiten, finanziell absolut untragbar sein und würde sich aufgrund der eher geringen Verkaufszahlen und den damit verbundenen, noch viel geringeren Autorenmargen auch in keinem Fall rechnen.

Welche Konsequenzen kann man aus diesem Vorgehen ziehen?

Das hängt zum einen davon ab, ob Ihr den blumigen Werbeversprechen trauen möchtet, dass es nicht nur in Übersee, sondern auch im Vereinigten Königreich und Australien einen großen deutschsprachigen Buchmarkt gibt, den man sich als Autor natürlich nicht entgehen lassen sollte. Doch selbst wenn sich dort eine interessierte Leserschaft finden würde, müsste diese ja auch erst einmal davon erfahren, dass es Euer Buch überhaupt gibt.
Selfpublishing-Verlage machen jedoch bekanntlich keine Werbung für Ihre Druckerzeugnisse - diese müsst Ihr als Autor selbst übernehmen und das ist für die dortigen Märkte - um es einmal vorsichtig auszudrücken - eigentlich 'fast' nicht machbar. Vor allem wenn man bedenkt, dass es selbst im eigenen Land - trotz vielfältiger Werbemaßnahmen - ohne die Unterstützung eines Verlages kaum machbar ist, auch nur einen einigermaßen hilfreichen Bekanntheitsgrad zu generieren.


Andererseits hat meine Buchreihe "So sexy ist..." natürlich auch ein aufeinander abgestimmtes Erscheinungsbild, weshalb ich gerade diese Werbung auf den letzten Buchseiten für meine anderen Bücher unbedingt farbig haben wollte und dies bislang auch so gehandhabt habe. Trotz der dadurch deutlich steigenden Herstellungskosten und der damit verbundenen, kleineren Marge für mich.


Das würde aufgrund dieser - mir bislang unbekannten - Unterschiede jedoch maximal nur noch für die Exemplare Sinn machen, die ich signiert auf meinen eigenen Lesungen direkt verkaufe. Da der Buchvertrag jedoch für alle Bestellungen (inkl. meiner eigenen) gilt, werde ich künftig auf den Farbdruck gänzlich verzichten.


Denn wie Amazon die Bestellungen der deutschen Käufer behandelt, darauf habe ich und mein Verlag ganz offensichtlich keinen Einfluss und diese bekommen dann trotzdem öfter mal einen Schwarz-Weiß-Druck, den ich gerade nicht wollte und vor allem trotzdem als teureren Farbdruck durch die geringere Marge 'bezahlt' habe. Was die Gründe dafür sind, dass ein Kunde ein farbiges Exemplar und zwei andere Kunden ein Schwarz-Weiß-Exemplar von Amazon geliefert bekommen haben, kann ich beim besten Willen nicht sagen.


Dabei sei noch darauf hingewiesen, dass ein Verkaufspreis, der auch dem Autor ein Überleben ermöglicht, derzeit auf dem Buchmarkt nicht durchzusetzen ist. Denn wenn man wirklich etwas an seinen Büchern verdienen wollte, müsste man den Preis so hoch ansetzen, dass kein Mensch mehr das Buch kaufen würde. Weshalb es definitiv keine Option ist, den Verkaufspreis zu erhöhen. Besonders da die Herstellungskosten pro Buch beim Druck on Demand (also nur auf Bestellung) sowieso schon deutlich höher sind, als dies bei einer normalen Verlagsauflage mit Hunderten oder Tausenden von Exemplaren der Fall ist. Einmal ganz davon abgesehen, dass bei Verkäufen über Amazon die Marge für den Autoren sowieso schon noch um einiges geringer ausfällt, als bei Verkäufen direkt im verlagseigenen Buchshop oder direkt beim Autor (z.B. im Rahmen einer Lesung).


Die Abrechnung solch 'internationaler' Vertriebswege erfolgt natürlich in der entsprechenden Landeswährung, die zum Tageskurs in Euro umgerechnet an den Autor ausbezahlt wird. Je nach Umrechnungskurs am Tag der Abrechnung kann dies naturgemäß - je nach Währung - sowohl von Vor- als auch von zusätzlichem Nachteil für den Autor ausfallen.


Da dies nicht meine ersten 'ausländischen' Umsätze waren, könnte man durchaus auf die Idee kommen, dass das Ganze System hat. Weshalb ich mir auch den Spaß gemacht habe, alte Abrechnungen (für den 4. Band in englischen Pfund und Band 5 in US-Dollar) herauszusuchen und welch eine Überraschung, natürlich war - in beiden Fällen - der am Ende in Euro gutgeschriebene Betrag pro Buch jeweils nochmals um einige Cent niedriger, als er normalerweise lt. Buchvertrag gewesen wäre. Beim ebenfalls wieder in USD abgerechneten Band 6 waren es ein paar Cent mehr nach der Umrechnung in Euro pro Buch, die jedoch in keinem Fall auch nur annährend die Mehrkosten für den farbigen Euro-Druck ausgleichen.


Fazit für mich als Autor: 'The Queen ist not amused'.


Der internationale Vertrieb ist für mich gestorben!

Bleibt mir eigentlich nur, künftige Bücher nur noch in schwarz-weiß herauszubringen, wenn die Abbildungen nicht wirklich wichtig für den Inhalt sind. Auf die kostenlose Negativ-Reklame europäischer Käufer, die eine schlechtere Buchqualität geliefert bekommen, verzichte ich dankend freiwillig. Zumal diese vermutlich den Autor dafür verantwortlich machen würden, weil sie die Hintergründe, die dazu geführt haben, gar nicht kennen können.

 

Den internationalen Vertrieb für alle meine bisherigen Bücher habe ich gerade canceln lassen, wobei es mich freut, dass dies möglich war, auch wenn es lt. BoD etwas Zeit in Anspruch nehmen kann, bis diese Informationen aktualisiert werden. Ich bin gespannt, ob dies auch Auswirkungen auf die Findbarkeit meiner Bücher im Netz haben wird. Irgendwie scheint es so, als hätten gerade sowohl die Google-Suche, als auch die Amazon-Suche und sogar das Amazon PartnerNet ein größeres Problem mit meinen Büchern...

 

Fazit für mich als Kunde: Bücher via Amazon - Nein danke!

Ich persönlich will weder riskieren, eine deutlich schlechtere Buchqualität zum Originalpreis zu bekommen, noch möchte ich mit dafür verantwortlich sein, dass andere Autoren teure Druckkosten abgezogen bekommen, wenn diese gar nicht entstanden sind.

 

Fazit für meine Buchkunden:

Für meine Leser, die eine solche Ausgabe von "So sexy ist SAP! Band 6" erhalten haben, kann ich nur sagen, dass mir dies wirklich leidtut, auch wenn es sich bei den Farbseiten nur um die Infos zu den anderen Büchern handelt und dies somit in diesem Falle vermutlich verschmerzbar sein dürfte.

 

Im Moment kann ich dem Kunden nur empfehlen, die Bücher künftig direkt beim Verlag (in diesem Fall im BoD Buchshop) und nicht über Amazon zu bestellen, damit er auch wirklich - zumindest aus heutiger Sicht - ein farbiges Exemplar bekommt. Davon gehe ich wenigstens aus, da ich ja meine Bücher für die Lesungen ebenfalls selbst beim Verlag bestellen bzw. kaufen muss und diese bislang immer farbig geliefert wurden. Anderslautende Kundenmeldungen sind mir bislang nicht bekannt. Falls dies doch der Fall sein sollte, wäre es schön, wenn Ihr mir entsprechende Screenshots davon per E-Mail (karina507@hotmail.com) zu Verfügung stellen könntet!


Wobei ich natürlich zeitgleich auch selbst versuche, bei den mir bekannten Lesern herauszufinden, wie deren Bücher genau aussehen. Auch wenn dies nur Stichproben sein können, da ich - genauso wie jeder andere Autor nur einen relativ kleinen Teil meiner Leser persönlich kenne. So habe ich zumindest für zwei verschiedene Käufe eines Lesers über den BoD Buchshop die folgenden Screenshots bekommen können, die zeigen, dass dieser in beiden Fällen die richtige Version inkl. der farbigen Drucke bekommen hat.

Bild eines deutschen Kunden, der zwei Lieferungen mit Band 4 und 5 über den BoD Buchshop in der richtigen, farbigen Version geliefert bekommen hat.

Denn ganz genaugenommen kann ich derzeit eigentlich nur im Falle von direkt bei mir erworbenen Exemplaren ganz sicher ausschließen, dass es sich dabei nicht um Schwarz-Weiß-Ausgaben handelt. Da es - wie oben erwähnt - noch eine Weile dauern kann, bis die von mir veranlasste Streichung des internationalen Vertriebs für alle meine Bücher auch tatsächlich greift. Eine Aussage, wann dies der Fall sein wird, konnte auch BoD nicht vorhersagen. Aber zumindest war es möglich, dies auch für die bereits geschlossenen Buchverträge zu ändern, womit ich nicht unbedingt gerechnet hatte.


PS: Einen internationalen Vertrieb bieten natürlich auch diverse andere Selfpublishing-Verlage, wie z.B. Twentysix (Druck erfolgt sowieso über BoD) an. Insofern könnte es auch in diesem Fall durchaus grundsätzlich möglich sein, dass Amazon 'versehentlich manchmal' den internationalen Vertriebsweg für deutsche Kunden wählt.

Eure Unterstützung ist gefragt!

Um feststellen zu können, wie häufig es tatsächlich vorkommt, dass deutsche Kunden versehentlich ein nach internationalen Vertriebsstandards gedrucktes Buch bekommen, brauche ich natürlich Eure Hilfe. Wer solche Erfahrungen ebenfalls gemacht hat, kann gerne unter diesem Beitrag einen entsprechenden Kommentar hinterlassen. Egal, ob es sich dabei um den Käufer eines Buches (von einem beliebigen Autor) oder um jemand handelt, der selbst Bücher schreibt.


Natürlich wollen wir nicht nur die Negativbeispiele sammeln, weshalb Ihr selbstverständlich auch einen Kommentar hinterlassen könnt, wenn Ihr als deutscher Kunde ein hier gedrucktes Buch (mit farblichen Darstellungen auf den Innenseiten bzw. keinem Vermerk auf der letzten Seite des Buches, dass es sich um einen internationalen Druck handelt) vom BoD Buchshop (oder einem anderen verlagseigenen Buchshop eines Selfpublishing-Verlages) bzw. von Amazon geliefert bekommen habt.

 

Selbstverständlich dürft Ihr den Link zu dieser Seite auch jederzeit gerne mit Freunden und Bekannten teilen. Das ist sogar ausdrücklich erwünscht - genauso wie das Kommentieren.
https://www.kd-michaelis.com/erotik/neue-sexgeschichten/intern-vertrieb/

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Kommentare: 1
  • #1

    Kirsten (Dienstag, 08 Oktober 2019 09:36)

    Ich habe leider auch schon eine entsprechende Erfahrung mit BoD gemacht. Ich bestellte mein eigenes Buch über Amazon, und erhielt eine Version, die etwas größer war, als die von mir ausgewählte. Eigentlich sollte das Buch 19x12 sein, tatsächlich war es 20,3x12,7 - ein Format, das BoD eigentlich gar nicht anbietet. Damit der Seitenumbruch in meinem Buch dennoch stimmt, wurde die Schrift vergrößert. Zudem ist das Buch dünner (weil das Papier wohl nicht den vereinbarten 90 Gramm entspricht). Der haptische und optische Eindruck ist nicht schön. Denn mein Buch hat nur 140 Seiten. Bei dem größeren Format und dem dünneren Papier wirkt das jetzt irgendwie labberig in der Hand - eher wie eine Broschüre als ein kleines Buch. Und die große Schrift wirkt, als hätte ich ein Kinderbuch geschrieben oder meine Seitenzahl künstlich auf mehr Länge bringen wollen. Alles kein guter Eindruck.
    Auf Nachfrage sagte man mir bei BoD, dass dies ein Versehen sei, und ich ein Exemplar bekommen habe, das für den internationalen Vertrieb vorgesehen sei. Man werde das korrigieren
    Das war vor einem Jahr. Mein Buch ist bei Amazon aber noch immer mit den seltsamen Maßen angegeben. Meine anderen Bücher inzwischen auch. Alle! Ein Versehen? Kann ich nicht ganz glauben.
    Auch dass BoD die meisten meiner E-Books zum 21. des Monats abrechnet, und andere erst zwei Wochen später, finde ich seltsam. Auf meine schriftlichen Anfragen nach dem Grund erhielt ich (nach Wochen) nichtssagende Antworten, die aus Textbausteinen bestanden. Meine Nachfragen am Telefon waren ebenfalls nicht weiter erhellend. Ich sprach mit zwei Mitarbeitern, die immer nur darauf verwiesen, dass das alles seine Richtigkeit habe und von einem Wirtschaftsprüfer geprüft werde. Aber das war gar nicht meine Frage gewesen.
    Ich veröffentliche als Selfpublisherin seit vier Jahren über BoD. Noch vor einem Jahr hätte ich BoD vorbehaltlos weiterempfohlen. Inzwischen hat mein Vertrauen arg gelitten.