Bitte einfach auf die Bilder klicken zum Vergrößern. © K.D. Michaelis

Er streckt die Hand aus und für einen Moment sieht es so aus, als würde er sie mir aufs Knie legen. Aber er greift nur nach der Maus. Auf dem Monitor erscheint tatsächlich das Bild eines orientalischen Basars, in dem Säcke voller exotischer Gewürze auf Käufer warten. Fast meint man, die zugehörigen Düfte zu riechen.

„Normalerweise wäre da jetzt ein ganz normales Tagungszentrum zu sehen“, erklärt er mir mit einem amüsierten Seitenblick. „Und gleich würden ein paar Leute auftauchen, die sowas Fantasievolles wie ‚Test, Test, Test‘ sagen. Vielleicht auch ‚Eins, zwei, drei‘. Aber wer will das hören?“

Er offenbar nicht. Aber was dann?

Mit einer Prise Erfinderstolz - die mich noch mehr für ihn einnimmt - deutet er erneut auf den Bildschirm.

„Was wir hier vor uns haben, ist dagegen ein Marktgebäude mit sieben virtuellen Verkaufsräumen. Wir können sie nacheinander betreten und in jedem wird ein anderes Gewürz feilgeboten. Scharfe und sanfte Kostbarkeiten - betörend wie aus Tausendundeiner Nacht.“

Ich hänge an seinen Lippen, zu fasziniert, um ihn zu unterbrechen.

„Jeder Verkäufer wird zunächst versuchen, uns seine Ware schmackhaft zu machen“, fährt er fort. „Dazu hat er allerdings nur zwölf Sätze lang Gelegenheit. Da sind wir gnadenlos.“

Mit gespielter Dramatik lässt er die Hand durch die Lauft sausen wie ein Fallbeil.

„Wenn alle gesprochen haben, bist du an der Reihe. Du wirst wählen, welche Präsentation und Geschmacksrichtung deine Sinne am meisten kitzelt.“

„Und der Sieger?“

„Wird uns eine erotische Legende erzählen, die sich um sein Produkt rankt. Eine pfeffrige oder eine vanillesüße, eine safrangelbe oder eine zimtduftende. Vielleicht auch eine mit dem Aroma von Nelken, Muskat oder Kardamom. Was das für Geschichten sind, weiß ich auch noch nicht.“

„Ich vermute jedenfalls stark, dass es sich nicht um echte Legenden handelt“, werfe ich ein. „Genauso wenig wie um echte Gewürzhändler?“

„Nun ja, das könnte schon sein.“

Das Amüsement hockt in seinen Augenwinkeln und wirft sich mir um den Hals.

„Sie haben diese Geschichten wahrscheinlich mit dem Schwanz in der Hand erfunden. Das Blaue vom Himmel mit der Schwärze ihrer Gedanken verrührt und eine Prise Cayenne-Pfeffer darüber gestreut. So hätte ich es jedenfalls an ihrer Stelle gemacht. Denn was ich dir noch nicht erzählt habe…“

Er streckt langsam die Hand aus und streicht mir eine Haarsträhne hinter das rechte Ohr. Wo er mich berührt, fühlt es sich an, als marschiere eine Kolonne Ameisen über meinen Hals. Eine vielbeinige, kribbelnde Armee, die erstaunlicherweise nicht am Schlüsselbein haltmacht. Obwohl seine Fingerspitzen dort verharren, wandert sie eigenständig mein Rückgrat hinunter und ich fröstele vor Hitze. Duften seine Hände nach Zimt? Oder bilde ich mir das ein?

„Was du mir noch nicht erzählt hast…?“

Meine Stimme klingt fremd in meinen Ohren. Zu heiser, zu kurzatmig...

Da sich die Einrichtungsgebühr für das Buch inklusive der eBook-Konvertierung (ins ePub-Format) bei BoD im Laufe des Jahres 2023 um mehr als 100 % - von 19 Euro auf 39 Euro - erhöht hat und auch die Druck- und Versandkosten für eigene Buchbestellungen gestiegen sind, was die Verdienstspanne ebenfalls schmälert, ist es leider unumgänglich, den Verkaufspreis für die Buch- und die eBook-Version ab diesem Band ein wenig anzuheben.

Da auch die anderen Selfpublishing-Verlage entweder sowieso teurer sind oder deshalb ausscheiden, weil sie keine Verträge mit einigen der wichtigsten Distributoren haben, ist dieser Schritt im Augenblick leider notwendig und absolut alternativlos.