Bestäubende Insekten - unersetzlich und unbezahlbar

3 Bilder eines Kirschbaumes, 2 mal in der Blütezeit mit Hummel und Großem Wollschweber und 1 mal mit noch grünen Kirschen von K.D. Michaelis

Obwohl dieses Kirschbäumchen noch recht jung und klein ist, hatte es vergangenen Monat in verschwenderischer Fülle geblüht. Das blieb natürlich auch unserer Insekten nicht verborgen. Glücklicherweise stehen nicht nur Bienen, sondern auch Hummeln und Wollschweber auf den süßen Nektar der Kirschblüten, den sie völlig selbstständig, freiwillig und für uns absolut kostenlos sammeln.

 

Denn nur wenn sie sich daran gütlich getan und die Blüten dadurch bestäubt haben, kommen auch wir Monate später in den Genuss von leckeren, sonnengereiften Kirschen. Zugegeben, die Kirschen auf meinem Bild sind am Vatertag, den 21. Mai 2020, noch ganz hart und grün. Aber man kann durchaus schon sehr gut erkennen, was einmal daraus wird und genau darauf freue ich mich schon heute! Einen Monat später - am 22. Juni 2020 - hatte das Warten auf die roten, süßen Kirschen dann sein Happy End - dank unserer kostenlosen und fleißigen, fliegenden Helfer, ohne die wir dies weder bewundern, noch genießen könnten.

 

Deshalb ein dickes Lob und tausend Dank an unsere fliegenden, pelzigen Gartenbesucher.

Die Entstehung von Kirschen von der Blüte, über die grünen Früchte bis hin zur reifen Kirsche und ihre dazu notwendigen Bestäuber, wie Hummeln und den Großen Wollschweber von K.D. Michaelis

Aus dem Leben des Großen Wollschwebers

Der Große Wollschweber trägt seinen Namen ürigens zu recht. Denn er lässt sich beim Nektarsammeln nicht wirklich auf der Blüte nieder, so wie das Bienen und Hummeln tun, sondern steht im Schwirrflug (ähnlich wie ein Kolibri) vor der Blüte, um mit seinem langen Saugrüssel daraus zu trinken. Dabei wird sich meist nur mit den Vorderfüßen abgestützt. Große Wollschweber sind auch sehr wendige und schnelle Flieger, die blitzschnelle Richtungswechsel in der Luft vollführen können. Im Frühjahr sieht man sie manchmal stundenlang über der gleichen Fläche hin- und herflitzen. Dafür gibt es zwei Gründe. Männchen verteidigen ein kleines Gebiet als ihr Territorium, um darin auf die Weibchen dieser Gattung zu warten, um mit ihnen für die nächste Generation von großen Wollschwebern zu sorgen.

 

Damit kommen wir zur (nur aus menschlicher Sicht) nicht ganz so schönen Seite dieses hübschen Insekts. Die Wollschweber-Weibchen kreisen aus einem anderen Grund oft lange Zeit über bestimmten Flächen. Sie wollen dort ihre Eier ablegen. Allerdings sparen sie sich die Art, eine eigene Niströhre zu graben und diese mit einem Futtervorrat für die Larven auszustatten. Diese Arbeit überlassen sie lieber den Solitärbienen (wie z.B. den Sandbienen), Grabwespen oder auch bestimmten Schmetterlingsarten. Haben diese die von ihnen angelegte Brutröhre kurz verlassen (z.B. um weitere Nahrungsvorräte für den Nachwuchs zu besorgen), legen die Weibchen des Großen Wollschwebers ihre Eier entweder direkt in die Röhre oder knapp vor den Eingang dieser. Das kann auch als gezielter Eierwurf aus der Luft erfolgen. Anschließend werden diese zum Schutz mit etwas Sand bedeckt.

 

Die Larven des Großen Wollschwebers verfügen anfangs über Beinchen, mit deren Hilfe sie nach dem Schlupf in der Lage sind, sich selbstständig in eine Niströhre zu begeben bzw. sich darin zu bewegen. Das müssen sie auch, denn zuerst plündern sie den dort vorhandenen Nahrungsvorrat, um sich anschließend über die Wirtslarven herzumachen und auch diese aufzufressen. Keine schöne Vorstellung, bei lebendigem Leib aufgefressen zu werden. Trotzdem kommt dieses parasitäre Fortpflanzungsverfahren in der Natur häufiger vor und letztendlich macht auch unser einheimischer Kuckuck nichts Anderes. Er frisst die Nachkömmlinge seiner Wirtseltern zwar nicht auf, aber er bringt sie trotzdem um, indem er die Eier - teils mit enormem Körpereinsatz und Kraftaufwand - aus dem Nest wirft. Wenn man so will, ist der Große Wollschweber also der Kuckuck der Insektenwelt. Etwas weniger charmant könnte man ihn auch als Wildbienen-Parasit bezeichnen.


Auch Erdbeeren und Äpfel brauchen zwingend Bestäuber

Portrait K.D. Michaelis mit einer großen, dunkelroten Herzkirsche am Stiel im Mund, die es ohne Bestäuberinsekten definitiv nicht gäbe. Bild K.D. Michaelis

Es stimmt. Es gibt ein paar für uns sehr wichtige Nahrungspflanzen, die ganz ohne tierische Bestäuber auskommen - in der Hauptsache sind dies unsere wichtigsten Getreidesorten,  wie Mais, Reis, Roggen und Weizen, die zu den Süßgräsern zählen oder auch die Kartoffel (ein Nachtschattengewächs).

 

 

Der Großteil unserer pflanzlichen Nahrungsmittel jedoch benötigt zwingend Bestäuberinsekten.

 

 

Wer also Kirschen (und vieles mehr) genießen will, ist zwingend auf unsere Bestäuberinsekten angewiesen. Wobei viele Wildbienenarten eine besonders effektive Bestäuberleistung erbringen, an deren Qualität die Honigbiene nicht herankommt und die sie alleine auch nie leisten könnte.

  • Dazu zählen beispielsweise unsere Obstbäume, wie Apfel, Aprikose, Birne, Kirsche, Nektarine, Pfirsich, Pflaume.
  • Auch bei Gemüse  müssten wir auf vieles verzichten, wie zum Beispiel Auberginen, Gurken, Melonen, Paprika, Tomaten und Zucchini.
  • Leckere Vitaminbomben unter den Beerenfrüchten, wie Erdbeeren, Brombeeren und Himbeeren würden dann ebenfalls nur sehr wenige oder gar keine Früchte mehr tragen. Auch bei Stachelbeeren und Johannisbeeren ist eine Bestäubung durch den Wind möglich, wird jedoch nur zu sehr wenigen Früchten führen. Eine reiche Ernte gewährleisten auch hier nur die eifrigen Bestäuberinsekten.

Grundsätzlich gibt es verschiedene Möglichkeiten der Bestäubung: die Selbstbestäubung, die Windbestäubung oder die Insektenbestäubung. Bei etlichen Pflanzen ist auch mehr wie eine Methode zielführend und manche Arten, wie zum Beispiel Zitrusfrüchte (wie Orangen und Zitronen) kommen sogar mit allen drei Möglichkeiten zurecht und bilden Früchte. Für den besten und reichsten Ertrag sorgt jedoch die häufige Bestäubung einzelner Blüten durch möglichst viele Wildbienen.

 

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Meine Insekten-Videos

Wer möchte, kann sich auch noch einige meiner - zu diesem Thema passenden - Insekten-Filme auf YouTube ansehen:


Mein Bienen- und Honigbuch

eBook/Buch: Bienen unterstützen und Bienen halten - Ein Plädoyer für Bienen und heimische Imker von K.D. Michaelis mit einem Auszug aus dem darin enthaltenen, umfangreichen, insektenfreundlichen Pflanzenregisters. Bild K.D. Michaelis

Ein Bienenbuch sollte aus meiner Sicht natürlich auch unbedingt ein möglichst umfangreiches Pflanzenregister mit nahrungsreichen und damit auch besonders insektenfreundlichen Blühpflanzen beinhalten, weshalb Ihr ein solches in meinem eigenen Bienen- und Honigbuch selbstverständlich finden könnt. So lässt sich mit Sicherheit für jeden Standort und jeden gewünschten Blühzeitraum das Richtige finden. Schaut gerne mal rein!


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