Den allermeisten von uns sicherlich bestens bekannt ist die hier links zu sehende Garten-Forsythie (Forsythia x intermedia), die auch Goldglöckchen oder Goldflieder genannt wird. Sie zählt zu den ersten Frühblühern im Gartenjahr und öffnet Ihre Blüten - je nach Witterung - manchmal schon im März.
So hübsch ihr gelbes Blütenmeer im zeitigen Frühjahr auch aussieht, ist sie - wie fast alle anderen Forsythien-Arten - als Bienenweide bzw. Insektenfutterpflanze leider gänzlich wertlos, da sie weder Pollen, noch Nektar anbietet. Da sie lediglich über so genannte trockene Blüten verfügt.
Man sieht zwar hin und wieder mal ein Insekt, das sie anfliegt, da es dort aber nichts zu holen gibt, entschwindet dieses in aller Regel nach kurzer Zeit wieder. Ja - dieser vergebliche Anflug kostet die Bienen, Hummeln und anderen Insekten sinnlos Kraft. Trotzdem sterben sie daran nicht wirklich.
Denn Insekten sind durchaus lernfähig und nach 2 oder 3 vergeblichen Versuchen haben sie sich das in aller Regel auch gemerkt und ignorieren die Gartenforsythie danach ganz einfach. Weshalb ich manche stark übertriebenen Kommentare, wie Bienenmörder oder dergleichen, für gänzlich unhaltbar und völlig unangebracht halte. Forsythien-Freude sind auch keine bösen Menschen, keine schlechten Gärtner und erst recht keine Bienenfeinde. Das ist alles schlicht und ergreifend einfach nur überflüssige Polemik. Die sich zu Coronazeiten gerade online in einigen Gartengruppen leider noch zu verschlimmern scheint, was wohl an der allgemein noch weiter gesunkenen Toleranzschwelle liegen dürfte.
Gelbe Forsythien mit Pollenangebot
Zugegeben, man muss schon etwas suchen, aber ein paar ganz wenige Ausnahmen lassen sich dann doch finden. Wer Forsythien mag, kann es jedoch auch einmal mit einer der nachfolgenden Sorten versuchen, die als bienenfreundlich gelten. Dabei ist jedoch meist entweder nur das Nektar- oder das Pollenangebot wirklich erwähnenswert sind. Beides zusammen in großer Menge gibt's leider nicht, aber mit einige Abstrichen lässt sich dann doch etwas finden.
Bienenfreundliche Forsythie Beatrix Farrand
Diese ebenfalls gelb blühende Forsythien-Züchtung produziert tatsächlich Pollen, wird befruchtet und trägt später im Sommer auch kleine, nicht essbare Früchte. Mehr Infos zu diesem Goldglöckchen gibt es unter anderem bei:
Die Forsythie Beatrix Farrand wird gerne als einzige Kultursorte der Forsythien bezeichnet, die von Bienen beflogen wird. Ich habe aber noch eine zweite Sorte für Euch gefunden.
Insektenfreundliche Forsythie Hybride "Immengarten"
Hierbei handelt es sich um eine ebenfalls gelb blühende Eigenzüchtung der Gärtnerei Immengarten von Bernhard Jaesch, die sich besonders um die Vermehrung und Verbreitung bienenfreundlicher Pflanzen bemüht. Eine Beschreibung der Forsythia Hybride "Immengarten" findet sich auf Seite 34 der Sortimentsübersicht dieses Anbieters. Erste, gelbe Blüten erscheinen bereits ab August und bei mildem Wetter den ganzen Winter bis in den folgenden April hinein.
Weiße und rosa Forsythien mit Nektarangebot
Diese weitgehend unbekannten Goldglöckchen- bzw. Forsythien-Züchtungen mit ihren weißen bzw. rosafarbenen Blüten verdienen deutlich mehr Beachtung, als ihnen bislang geschenkt wird. Zumal sie sich auch für kleinere Gärten durchaus eignen. Beide nachstehenden Sorten sind jedoch nicht rein weiß bzw. nur rosablühend. Die Farbschattierungen können sich bei beiden verändern, was vom Standort, den Bodenverhältnissen und der Witterung beeinflusst wird. So können die weißen Blüten hellrosa werden und die rosafarbenen Blüten im Laufe der Blütezeit heller und weiß werden. Auch verbreiten beide einen leichten Duft nach Mandeln, wobei man dazu wohl schon relativ nah mit der Nase an der Blüte sein sollte ;-)
Bienenfreundliche Schneeforsythie / Weiße Forsythie
Im Handel wird die Schneeforsythie auch als Weiße Forsythie oder unter dem Namen Abeliophyllum distichum angeboten. Wobei ihr ein *) Nektarwert von 3 (gut) und ein Pollenwert von 1 (gering) zugeschrieben werden (siehe letzten Link). Die besitzt weiße bis zartrosa Blüten und trägt im Sommer kleine, breit geflügelte, rundliche, nicht essbare Nüsse. Mehr Informationen zu dieser hübschen Forsythien-Art findet Ihr auf:
Insektenfreundliche Rosenforsythie 'Roseum'
Zu bekommen ist diese rosa blühende Forsythie unter dem Namen Rosenforsythie 'Roseum' bzw. Abeliophyllum distichum 'Roseum'. Wie sich an letzterem schon erahnen lässt, ist diese Züchtung eng mit der vorgenannten Schneeforsythie verwandt. Nur dass sich hier die Farbe der Blüten genau anders herum entwickelt. Sprich die anfangs rosa Blüten färben sich nach und nach weiß. Auch die Rosenforsythie trägt im Sommer kleine, breit geflügelte, rundliche, nicht essbare Nüsse. Eine Besonderheit ist das schöne, dunkelrote Herbstlaub dieser Forsythiensorte. Mehr Informationen - auch zur Insekten- und Bienenfreundlichkeit - gibt es bei diesem Händler:
Standortfaktoren für bienenfreundliche Forsythien
Alle Forsythien mögen es am liebsten möglichst sonnig. Halbschatten wird aber auch vertragen. Hell und windgeschützt sollte der Standort ebenfalls sein und über einen durchlässigen, nährstoffreichen Boden verfügen. Staunässe vertragen Forsythien gar nicht, deshalb notfalls groben Sand oder Kies an der Pflanzstelle einarbeiten, bevor der Strauch gesetzt wird. Zu mageren Boden kann man beispielsweise mit der Gabe von Hornspänen verbessern.
Jeder Standort ist anders - deshalb hilft nur selbst ausprobieren!
Es wäre schön, wenn man es einfach den anderen (Hobby-)Gärtnern überlassen könnte, die einzelnen Forsythien-Sorten zu kaufen, zu pflanzen und zu pflegen und auf deren Urteil zur Bienenfreundlichkeit / Insektenfreundlichkeit zu warten. Das würde einem durchaus Geld, Arbeit und eventuelle Enttäuschungen ersparen. Aber so einfach ist das leider nicht.
Zum einen sollten die vorgenannten Standortbedingungen für die neuen Goldglöckchen-/ Goldflieder-Pflanzen stimmen, was schon zeigt, dass es hier kaum zwei gleiche und damit wirklich vergleichbare Pflanzplätze geben dürfte. Diese sind aber auch die Voraussetzung dafür, dass eine Forsythie auch entsprechend üppig blüht - ein sehr wichtiges Kriterium, um überhaupt Bestäuber anziehen zu können. Vorausgesetzt die Qualität der erworbenen Forsythien-Pflanze war 1A - was ebenfalls leider nicht immer der Fall ist.
Die nähere und auch weitere Umgebung des Forsythien-Pflanzortes sollte zudem ebenfalls Lebensraum und Futterpflanzen für Insekten bieten, damit sich diese überhaupt in der Nähe aufhalten und den Busch so auch finden können. Ausgeprägte Betonwüsten locken keine Insekten an, auch dann nicht, wenn dort ein einzelner, blühender Strauch steht.
Andererseits ist es mehr als nur kriegsentscheidend, welche anderen Bienenweiden es an diesem Standort in unmittelbarer Nähe und auch etwas weiter entfernt zum eigenen Forsythien-Strauch gibt. Da selbst die Ausnahmen unter den Goldglöckchen - wie vorerwähnt - eigentlich so gut wie nie Pollen anbieten können, sondern bestenfalls Nektar, stehen sie bei den Insekten nicht immer unbedingt ganz vorne auf der Beliebtheitsskala. Insofern gibt es eine Reihe anderer Pflanzen, die auch im März/April blühen und die folglich eine starke Konkurrenz darstellen, sofern sie für die Insekten ebenfalls erreichbar sind. Hierzu zählen beispielsweise: Anemone, Apfel, Aprikose, Birne, Blaustern, Blutjohannisbeere, Buschwindröschen, Erle, Heidelbeere, Kornelkirsche, Krokus, Lerchensporn, Löwenzahn, Pappel, Osterglocke, Sauerkirsche, Schachbrettblume, Schneeheide, Stachelbeere, Süßkirsche, Traubenhyazinthe und vor allem die äußerst beliebte Weide. Bienen decken bei ihrem Sammelflug beispielsweise durchaus einen durchschnittlichen Such-Radius von 2 Kilometern ab, der in Ausnahmefällen sogar bis zu 5 Kilometern groß sein kann.
Das kann durchaus dazu führen, dass sich an der Neuerwerbung keine Insekten beobachten lassen, obwohl es hier Nahrung für sie gibt. Folglich hilft es wenig, sich nur auf die
Aussagen anderer Gärtner und deren Vor-Ort-Beobachtungen zu verlassen. Um einen eigenen Test kommt man hier nicht herum - wie eigentlich immer beim Gärtnern. Allerdings macht dies ja auch einen
Teil des Reizes aus - oder nicht? ;-)
*) Pollenwerte / Nektarwerte in Zahlen und was sie aussagen
Bei der Beschreibung von bienenfreundlichen / insektenfreundlichen Pflanzen finden sich auch öfter Zahlenwerte für Pollen und Nektar. Um diese einordnen zu können, hier eine kurze Übersicht mit der am häufigsten dafür verwendeten Skala.
Zwei einzelne Zahlen für Pollen und Nektar
Obiges Beispiel der Schnee-Forsythie: Nektar (3), Pollen (1). Übersetzt bedeutet dies ein gutes Nektarangebot bei einem gleichzeitig geringen Pollenangebot.
1 = gering
2 = mittel
3 = gut
4 = sehr gut
Gesamtbewertung des Nahrungsangebots einer Pflanze als eine Zahl
Normalerweise sind die Zahlenwerte für Pollen und Nektar jeweils als zwei getrennte Zahlen angegeben. Bei einer Gesamtbewertung einer Pflanze wird normalerweise meist der Nektarwert verdoppelt und dazu der einzelne Pollenwert addiert. Das ergibt dann den einzelnen Zahlenwert, der über das Nahrungsangebot der Pflanze im Ganzen Auskunft gibt.
Obiges Beispiel der Schneeforsythie: Nektar (3) x 2 = 6 + Pollen (1) = 7, was insgesamt einem mittleren Nahrungsangebot entspricht.
4 - 5 = gering
6 - 7 = mittel
8 - 9 = gut
10 - 12 = sehr gut
Andere, hübsch blühende Sträucher, Bäume, Kräuter und Blumen, die richtige Insektenweiden sind, gibt es natürlich auch in großer Auswahl. Weshalb das Kapitel dazu in In meinem Bienen- und Honigbuch: Bienen unterstützen und Bienen halten - Ein Plädoyer für Bienen und heimische Imker auch gleich mehrere Seiten füllt. Lasst Euch gerne inspirieren!
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